Deutscher Orden

Bütow / Bytów

Auf Karte ansehen | Daten

Die bedeutendste mittelalterliche Burganlage Pommerns steht im östlichen Landesteil, in der Kleinstadt Bütow / Bytów. Es handelt sich um eine Burg des Deutschen Ritterordens, die dieser in den Jahren um 1400 im äußersten Westen seines damaligen Herrschaftsgebiets errichten ließ. Das Bütower Land, das seit Beginn des 13. Jahrhunderts im Wesentlichen zu Pommern gehört hatte, wurde 1329 an den Orden verkauft. Auf einer bereits bestehenden Burganlage, die zunächst als Sitz eines Komturs, später eines Pflegers diente, wurde zwischen 1399 und 1405 eine neue Burg errichtet. 1410, im Jahr der Schlacht von Tannenberg (Grunwald), wurde sie von polnischen Truppen besetzt und gelangte als Lehen für kurze Zeit in Besitz Herzogs Wartislaw IX. von Pommern. Im 1466 ausgehandelten Zweiten Thorner Frieden wurden die Länder Bütow und Lauenburg / Lębork dann dem pommerschen Herzogtum zugeschlagen, womit die etwa 140-jährige Geschichte der Deutschordensburg Bütow ihr Ende fand.

Die restaurierte Ordensburg von Südosten
Die restaurierte Ordensburg von Südosten / www.meteor-turystyka.pl

Eine Burg im Wandel

Die Burg gehört zu den letzten drei realisierten Großbauten des Deutschen Ordens. Es handelt sich bei ihr um einen für die Deutschordensburgen gängigen Kastelltyp mit rechteckigem Grundriss. Ursprünglich besaß die Anlage nur einen Wohnflügel im Nordwesten – ein viergeschossiger Bau, in welchem sich Remter, Amtsstube, Kapelle und das Wohnquartier des Pflegers befanden. In den Ecken wurden hohe Türme errichtet, die, bis auf den rechteckigen Wohnturm im Nordwesten, rund bzw. achteckig waren und weit nach außen hervorstanden – Elemente einer sich wandelnden Wehrarchitektur in Reaktion auf die in der frühen Neuzeit aufkommenden Feuerwaffen. Im 16. und 17. Jahrhundert wurden an den Innenseiten der Umfassungsmauern im Norden und Südwesten weitere Gebäude angesetzt, wodurch die bis heute bestehende Dreiflügelanlage entstand. Militärisch spielte die Burg keine größere Rolle mehr; sie diente zeitweilig als Residenz der pommerschen Herzöge, nach 1772 als preußischer Verwaltungssitz. Heute beherbergt die Burg ein Museum, eine Hotel und eine Bibliothek.
Ursprünglicher Grundriss der um 1400 errichteten Ordensburg (links) mit achteckigem bzw. rundem Südturm (rechts).
Ursprünglicher Grundriss der um 1400 errichteten Ordensburg (links) mit achteckigem bzw. rundem Südturm (rechts) / www.medievalheritage.eu/pl

Reisetipp

Die Ordensburg mit der Stadt Bütow
Die Ordensburg mit der Stadt Bütow / Aneta Pawska

Ausflug: Die Burg liegt zentrumsnah, direkt im Süden der historischen Altstadt (ul. zamkowa 2). Ein gebührenpflichtiger Parkplatz liegt auf der Nordostseite der Burganlage, direkt vor dem Haupteingang. Neben dem Hotel „W Zamku“ im südöstlichen Flügel befindet sich im Nordwestflügel und den angrenzenden Türmen das Westkaschubische Museum (Muzeum Zachodniokaszubskie), in welchem die Geschichte der Burg und des Deutschen Ordens, der Greifenherzöge und der in Nordpolen beheimateten Kaschuben ausgestellt wird. Im Zentrum der mehrfach abgebrannten und stark kriegszerstörten Stadt hat sich von der mittelalterlichen Bebauung nur der backsteinerne Turm der im 14. Jahrhundert errichteten Pfarrkirche St. Katharinen erhalten.

Info:
Webseite des Museums: www.muzeumbytow.pl
Webseite des Hotels: www.hotelwzamku.pl

Eine imposante Burg

Für weitere Eindrücke der Anlage des Deutschen Ordens in Bütow schauen Sie doch gern in unser Video auf Youtube. Hier hat unser Mitarbeiter Thore Schlott unter anderem mit Hilfe einer Drohne ganze Arbeit geleistet.

Überblick.

Identifikation

Geistliche Zugehörigkeit
Deutscher Orden, Ordo fratrum domus hospitalis Sanctae Mariae Teutonicorum Herosolimitanorum (OT)

Gründung/Aufhebung

Gründungsdatum
1329
Gründung durch
Hochmeister Werner von Orseln
Aufhebungsdatum
1466

Ortslage

Ortslage
direkt südlich der historischen Altstadt von Bütow / Bytów
Kirchlicher Verwaltungsbezirk
Bistum Cammin
Territoriale Zugehörigkeit
Deutschordensstaat

Spätere Nutzung

Residenz der pommerschen Herzöge, preußischer Verwaltungssitz, heute Hotel und Museum

Weitere Informationen

Quellen und Literatur

[1] Ludwig Böttger, Hugo Lemcke (Bearb.): Die Baudenkmäler der Provinz Pommern, hg. v. d. Gesellschaft für Pommersche Geschichte und Altertumskunde. Teil 3: Die Bau- und Kunstdenkmäler des Regierungsbezirks Köslin, Bd. 2, Heft 2: Die Kreise Bütow und Lauenburg (Stettin 1911), S. 152–184, 200.

[2] Christofer Herrmann: Ragnit, Neidenburg, Bütow – die letzten drei Deutschordensburgen in Preußen. In: Hartmut Hofrichter, Joachim Zeune (Hrsg.): Die Burg im 15. Jahrhundert. Kolloquium des Wissenschaftlichen Beirats der Deutschen Burgenvereinigung. Veröffentlichungen der Deutschen Burgenvereinigung B 12 (Kronberg 2009), S. 155–164.

[3] Hermann Hoogeweg: Die Stifter und Klöster der Provinz Pommern 2 (Stettin 1925), S. 905–923.

[4] Roderich Schmidt: Die Lande Lauenburg und Bütow in ihrer wechselnden Zugehörigkeit zum Deutschen Orden, zu Pommern und Polen und zu Brandenburg-Preußen. In: Dietmar Willoweit, Hans Lemberg (Hrsg.): Reiche und Territorien in Ostmitteleuropa. Völker, Staaten und Kulturen in Ostmitteleuropa 2 (München 2006), S. 93–106.

[5] Helge bei der Wieden, Roderich Schmidt (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten Deutschlands 12. Mecklenburg / Pommern (Stuttgart 1996), S. 171–173.

[6] Joachim Zdrenka: Bytów i ziemia bytowska pod rządami zakonu krzyżackiego (1329–1454, 1460–1466). In: Zygmunt Szultka, Historia Bytowa (Bytów 1998), S. 14–25.

Datensatz
JSON-Datensatz

Veröffentlicht am 9. Mai 2022
Zuletzt bearbeitet am 22. Januar 2024
Beitrag zitieren

Diesen Beitrag empfehlen: