Zisterzienserinnen

Köslin / Koszalin

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Die Zisterzienserinnenabtei in Köslin wurde 1278 vom Camminer Bischof Hermann von Gleichen in der wenige Jahre zuvor angelegten Stadt gegründet und mit Nonnen aus dem Kloster Itzehoe besetzt. Zum Schutz der Frauen und um diesen die Ausführung ihrer karitativen Tätigkeiten zu erleichtern, wurde das Kloster direkt in der Stadt gegründet – im Nordosten des Stadtareals auf einer damals noch bestehenden Insel, der Insula beate Marie. Zur finanziellen Versorgung erhielt das Kloster das Patronat über die städtische Pfarr- und mehrere Dorfkirchen, außerdem viele Hufen Land zur Bewirtschaftung und Ansiedlung, Zehntzahlungen aus mehreren Dörfern, Fischfangrechte in der Ostsee und die Einkünfte der Kapelle auf dem nahen Gollenberg (Góra Chełmska). Es entwickelte sich zu einem vergleichsweise großen Konvent, dem zu Beginn des 15. Jahrhunderts über 50 Nonnen angehörten. Diese entstammten vorrangig dem Bürgertum und dem pommerschen Adel, z. B. Anna słupska, die Tochter des Pommernherzogs Bogusław VIII. Trotz der beträchtlichen Grundausstattung, zahlreicher Schenkungen und Erbschaften hatte das Kloster Zeit seines Bestehens mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen, die nicht zuletzt aus Auseinandersetzungen mit der Stadt Köslin und den Camminer Bischöfen resultierten. Nach der Einführung der Reformation starb der Konvent aus, die Klosterruine wurde in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts zu einem Schloss ausgebaut. Bauliche Reste der ehemaligen Klosterkirche haben sich in dem heute als orthodoxes Gotteshaus genutzten Kirchenbau erhalten.

Die ehemalige Kloster- und Schlosskirche um 1903
Die ehemalige Kloster- und Schlosskirche um 1903 / www.polska-org.pl

Pommern pilgert

Der aufgemauerte Grundriss der im 13. Jahrhundert auf dem Gollenberg errichteten Marienkapelle
Der aufgemauerte Grundriss der im 13. Jahrhundert auf dem Gollenberg errichteten Marienkapelle / https://pl.wikipedia.org/wiki/Góra_Chełmska

Mit der Stadt Köslin und dem dortigen Zisterzienserinnenkloster eng verbunden ist der unmittelbar östlich der Stadt gelegene 137 m hohe Gollenberg (Góra Chełmska). Es ist anzunehmen, dass das Dorf Koszalice, das der damalige Pommernherzog 1214 den in Belbuck (Białoboki) ansässigen Prämonstratensern übertragen hatte, auf dem Gipfel des Berges lag. In diesem wurde vermutlich noch in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts eine Kapelle errichtet, zu welcher 1263 der Pfarrer Nikolaus, „plebanus in Golme“, genannt wird und die bis zur deutschrechtlichen Gründung der Stadt am Fuße des Berges die zentrale Pfarrkirche der Umgebung bildete. Nach der Stadtgründung wurde die Pfarrfunktion aufgehoben und die Kapelle den Kösliner Zisterzienserinnen übergeben, die sich zu einer der einträglichsten Besitzungen des Frauenklosters entwickeln sollte. Denn im 14. und 15. Jahrhundert bildete die Marienkapelle den bedeutendsten Wallfahrtsort Pommerns, zu dem Gläubige aus ganz Europa, v. a. aber aus dem Hanseraum pilgerten. Warum der Ort eine solche Popularität gewann, ist nicht genau ergründet; das könnte jedoch damit zu tun haben, dass hier auch Ablass gewährt wurde. Heute sind von der im Zuge der Reformation zerstörten und 1532 abgerissen Kapelle nur noch die teils aufgemauerten Fundamentreste zu sehen.

Reisetipp

Die St. Marienkirche in Köslin /Koszlin
Marienkirche in Köslin / Wikimedia Commons

Ausflug:

Vom ehemaligen Zisterzienserinnenkloster hat sich heute nur die stark umgebaute Kirche erhalten, die sich im Nordosten des historischen Stadtkerns befindet (ul. Adama Mickiewicza 22). Lohnenswert ist die Besichtigung der südlich des Marktplatzes (Rynek Staromiejski) gelegenen Marienkirche aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Ein Besuch im Kösliner Stadtmuseum (Muzeum w Koszalinie, ul. Młyńska 37-39) informiert über die Geschichte der
Stadt von ihren Anfängen bis in ihre Gegenwart. Als Ausflug in die nähere Umgebung bietet sich der Besuch des Gollenbergs (Góra Chełmska) an. Die Anhöhe erhebt sich 137 Meter über das flache Umland und gewährt einen wunderbaren Blick über die Stadt und das Kösliner Umland bis zur nahen Ostsee. Hierfür verlässt man die Stadt Richtung Nordosten auf der słupska-Straße. Parallel zur Fahrbahn verläuft ein breiter Fußgänger- und Fahrradweg. Nach ca. 1 km Wegstrecke erreicht man einen Parkplatz, von dort aus führt ein
Waldwanderweg in nördlicher Richtung zum Sanktuarium, dem heutigen Marienheiligtum, mit dem dortigen Aussichtsturm („Gollenturm“), der 1888 errichtet wurde (31,5 m Höhe).

Überblick.

Identifikation

Geistliche Zugehörigkeit
Zisterzienserinnen, Ordo Cisterciensis (OCist)
Patrozinium
Hl. Maria

Gründung/Aufhebung

Gründungsdatum
05/06/1278
Gründung durch
Hermann von Gleichen (Bischof von Cammin)
Mutterkloster
Zisterzienserinnenabtei Itzehoe
Aufhebungsdatum
1541

Ortslage

Ortslage
im Zentrum der Altstadt, ul. Adama-Mickiewicza 22
Kirchlicher Verwaltungsbezirk
Bistum Cammin
Territoriale Zugehörigkeit
Bistum Cammin

Spätere Nutzung

ab 1569 Schlossbau anstelle der verfallenen Klostergebäude, Nutzung der ehemaligen Klosterkirche als Schlosskirche, Beginn des 19. Jahrhunderts kurzzeitige Nutzung der Kirche als Strohmagazin und Lazarett, seit 1953 orthodoxe Kirche

Weitere Informationen

Quellen und Literatur

[1] Jacek Borkowski, Andrzej Kuczkowski: Cussalyn – Cößlin – Koszalin. Źródła archeologiczne do dziejów Koszalina. Koszalińskie Zeszyty Muzealne Seria B-VIII: Archeologia 1 (Koszalin 2011).

[2] Grzegorz J. Brzustowicz: Konwent cysterek w Koszalinie. Część 1. Zarys dziejów. Materiały Zachodniopomorskie N. S. 10, 2013, S. 159–189.

[3] Hermann Hoogeweg: Die Stifter und Klöster der Provinz Pommern 1 (Stettin 1924), S. 391–435.

[4] Aleksander Piwek: Architektura dawnego kościoła cysterek w Koszalinie. Zachodniopomorskie Wiadomości Konserwatorskie 11/2021, 2022,  S. 11–26.

[5] Barbara Popielas-Szultka: Zygmunt Szultka: Sanktuarium Maryjne na Górze Chełmskiej (Słupsk 1991).

[6] Marian Rębkowski: Zanim powstało miasto. In: Radosław Gaziński, Edward Włodarczyk (red.): Dzieje Koszalin. Tom I do 1945 roku (Koszalin 2016), S. 17–60.

[7] Rafał Simiński: Czasy średniowiecza (1266–1523). In: Radosław Gaziński, Edward Włodarczyk (red.): Dzieje Koszalin. Tom I do 1945 roku (Koszalin 2016), S. 61–116.

[8] Ignacy Skrzypek: Archeologiczne badania ratownicze na terenie starego miasta w Koszalinie. In: Roman Czaja, Grażyna Nawrolska, Marian Rębkowski, Janusz Tandecki (red.): Archaeologia et historia urbana (Elbląg 2004), S. 181–192.

[9] Helge bei der Wieden, Roderich Schmidt (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten Deutschlands 12. Mecklenburg / Pommern (Stuttgart 1996), S. 216–219.

Datensatz
JSON-Datensatz

Veröffentlicht am 16. Mai 2022
Zuletzt bearbeitet am 19. Dezember 2023
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